Kappeler Leit

 

An dieser Stelle berichten wir von Zeit zu Zeit über Menschen, die unserem kleinen Dorf sein unverwechselbares Profil geben.

 

Karl Heinz Schneider

Er stammt aus einer alten Bauernfamilie und ist ein Kappeler von altem Schrot und Korn. Leute wie er haben das 700 Jahre alte Bauerndorf einst geprägt. Hier waren noch vor zwei Generationen ausschließlich Bauern ansässig. Die tief greifenden Veränderungen in der Landwirtschaft gingen jedoch auch an dem Dorf Kappeln nicht spurlos vorbei. Noch vor zwei Generationen gab es hier 52 Vollerwerbslandwirtschaften. Sechs Betriebe werden zur Zeit noch im Nebenerwerb geführt. Karl-Heinz Schneider ist hier der letzte Vollerwerbs-landwirt. Er wurde 1948 geboren, in der Kappeler Kerch getauft und konfirmiert und besuchte die Kappeler Volksschule. Nach dem Schulabschluss machte er zunächst eine Lehre im elterlichen Betrieb und besuchte anschließend die Fachschule, welche er als Landwirtschafts-meister abschloss. 1978 übernahm er die Verantwortung für den elterlichen Betrieb, den er seit dem erfolgreich geführt hat. Das war keine leichte Aufgabe. Die Äcker der Gemarkung befinden sich in einem hügligen Gelände, die Böden sind relativ steinig und recht mager. Hinzu kam, dass die Äcker aufgrund des hier praktizierten fränkischen Erbrechts immer wieder geteilt worden waren. Sie wurden bezeichnender Weise “Stücker“ genannt. Vielfach lagen die zu einem Hof gehörenden Äcker weit auseinander. Eine wesentliche Verbesserung hatte die 1960 durchgeführte Flurbereinigung gebracht, die unabdingbar war, wenn man mit den großen landwirtschaftlichen Maschinen einigermaßen rationell arbeiten wollte. „Trotzdem – Spaß gemacht hat es mir! Ich war immer unabhängig und mein eigener Chef“, zieht er heute nachdenklich Bilanz. Aber er weiß, dass mit seinem Wechsel in den Ruhestand der elterliche Betrieb geschlossen werden wird. Im einstigen Bauerndorf Kappeln geht ein Jahrhunderte alter Berufsstand wohl unwiderruflich verloren.

 

Karl-Heinz Schneider hat zahlreiche Äcker von ehemaligen Bauern gepachtet und bewirtschaftet heute etwa 68 ha Nutzfläche. Lange Zeit betrieb er auch Milchwirtschaft, hat dies jedoch eingestellt, da Betriebe seiner Größenordnung damit nicht mehr wirtschaftlich sind. Der Anbau von Braugerste erwies sich aufgrund des Klimas und der Bodenverhältnisse lange Zeit als günstig, ist aber inzwischen auch kaum noch rentabel. Ohne die Subventionierung der landwirtschaftlichen Produkte wäre auch sein Unternehmen heute sicherlich nicht mehr zu halten. Karl-Heinz Schneider führt den Hof als Einmannbetrieb. Urlaub konnte er nie machen. Die Gesundheit macht ihm zu schaffen. Er hatte einen versteckten Herzinfarkt.

Das Interview führte Wolfgang Werner.

 

 

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