An dieser Stelle berichten wir von Zeit zu Zeit über Menschen, die unserem kleinen Dorf sein unverwechselbares Profil geben.
Als „Rureboss“ oder „Kuppeschütz“ kennt ihn in Kappeln jeder. Otto Mäurer ist der Vorsitzende der Erbruthengemeinschaft. Nach mündlicher Überlieferung hatten vor langer Zeit einst zwei adlige Damen aus Sien den Kappeler Bauern ein Waldstück zur gemeinschaftlichen Nutzung geschenkt. Die älteste schriftliche Beschreibung dieses Waldstückes geht auf das Jahr 1864 zurück, als man erstmals eine verbindliche Satzung formulierte. Die „Erbruthen“ sind mit 42 ha die größte Parzelle auf der Kappelner Gemarkung und nach wie vor ziehen die Kappeler zur Arbeit in den Wald, wenn die Gemeindeglocke hierzu am Samstagmorgen ruft. Für die Kappeler ist es ein Stück gelebter Gemeinschaft und bei der Waldarbeit wird seit je her auch viel Spaß getrieben. Aufgabe des „Rureboss“ ist es, die Arbeiten zu planen; er wacht darüber, dass alle Teilhaber ihren Anteil an der Arbeit leisten und lädt traditionell am „Johrdaach“ aus jedem Kappeler Haushalt eine Person zu Rippchen, Kraut und Bier ins Dorfgemeinschaftshaus ein. Bei diesem Treffen werden dann auch der Rechenschaftsbericht über das vergangene Jahr gegeben, die Einkünfte und Ausgaben erläutert und der Rahmen für die Arbeiten des angelaufenen Jahres abgesteckt. Otto Mäurer übt diese ehrenamtliche Funktion nun schon seit 22 Jahren aus. Auch sein Vater und sein Großvater waren Leiter der Gemeinschaft gewesen, und für ihre Arbeit hat er sich früh interessiert und von ihrem Wissen viel übernommen und davon profitiert. Dass Otto Mäurer mit Kappeler Wasser getauft wurde, hier zur Schule ging und in der Kappeler Kerch getraut wurde, als er 1963 heiratete, ergibt sich damit fast als selbstverständlich. |
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Otto Mäurer ist stolzer Vater von vier Söhnen. Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente er als Landwirt. Sein Betrieb war 65 ha groß. Er war noch der Letzte im Dorf, der bis Mai 2005 Milchwirtschaft betrieb. Mittlerweile lebt er im Ruhestand. Die Landwirtschaft wird zum Teil noch von zwei Söhnen im Nebenerwerb weiter geführt. Auf die Zukunft von Kappeln und die mögliche Entwicklung des Dorfes nach dem Rückgang der Landwirtschaft angesprochen, äußert sich Otto Mäurer überraschend positiv.
Das Dorf liege in einer wunderschönen Umgebung, man hat viele Freizeitmöglichkeiten, und Kappeln habe eine lebendige und herzliche dörfliche Gemeinschaft. Hier im Dorf hätten sich in letzter Zeit deshalb auch wieder viele junge Leute niedergelassen, die zuvor schon auswärts gelebt hatten. Einer seiner Söhne würde wahrscheinlich mit seiner jungen Frau ebenfalls wieder zurück ins Dorf kommen. Otto Mäurers größter Wunsch? Noch lange aktiv in der Waldarbeit mit dabei sein zu können. |
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Das Interview führte Wolfgang Werner im Januar 2008.