Kappeler Leit

 

An dieser Stelle berichten wir von Zeit zu Zeit über Menschen, die unserem kleinen Dorf sein unverwechselbares Profil geben.

 

Paul Heinz

Er ist ein echter Kappeler, mag kein Aufhebens von seiner Person und eigentlich ist es ihm peinlich, dass wir von ihm in der Homepage berichten wollen. Dabei kennt ihn in Kappeln und in der Umgebung jeder. Aus seiner kleinen Schnapsbrennerei kommt der „Kappeler Lui“, ein Branntwein aus Kernobst, der hier gerne getrunken wird und den man nur bei ihm erhält. Keiner weiß mehr so ganz genau, wie es zu diesem Namen kam. Angeblich gab es einmal einen Hilfsarbeiter, der von seinen Kollegen regelmäßig mit den Worten losgeschickt wurde: „He, Louis, hol mal was zu trinken“. Daraus habe sich der Sprachgebrauch erhalten „einen Lui trinken“. Auf den Flaschen wird man allerdings die Bezeichnung „Lui“ vergeblich suchen, denn obwohl so bekannt, hat Paul Heinz den Namen nie für seine Produkte übernommen. Auf den einfachen weißen Flaschen liest man ganz bescheiden „Birnenbrand“, „Apfelbrand“ oder auch „Zwetschgenwasser“. Mit den Schnäpsen hat Paul Heinz zahlreiche Prämierungen erhalten, Werbung war aber nie seine Sache.Die Produkte sollten mit ihrer Qualität für sich werben.Die alten Obstsorten, die man heutzutage kaum noch findet, wie Winterrambur, Bohnapfel, Grauapfel, Kohlapfel, Landsberger und Baumanns Renette, Goldparmäne, Trierer Weinäpfel, Straßburger Birnen grüne Weinbirnen, Kollweiler und viele andere mehr, kennt Paul Heinz noch ganz genau.

 

Manche von diesen alten Sorten finden sich auch noch auf seinen Streuobstwiesen. Sie liefern Früchte, die für unseren heutigen Geschmack als Tafelobst nicht mehr zu verkaufen sind. Vielleicht sind sie aber das Geheimnis für seinen Erfolg als Brenner?

 

Paul Heinz wurde 1929 in Kappeln geboren, getauft und ist hier auch von 1936- 1944 beim Lehrer Keller zur Schule gegangen. Wie viele Halbwüchsige wurde er in den letzten Kriegstagen mit 15 Jahren noch zum Militär eingezogen. Doch er hatte Glück und bereits nach zwei Tagen fand die Episode ein unspektakuläres Ende. Er konnte wieder nach Hause gehen. Paul Heinz absolvierte dann eine landwirtschaftliche Ausbildung und machte 1958 die Meisterprüfung. Er arbeitete zunächst im väterlichen Betrieb mit. Für technische Neuerungen in der Landwirtschaft waren die Heinz immer sehr aufgeschlossen gewesen, und so gehörten sie auch zu den ersten im Dorf, welche 1949 Motorschlepper in der Feldarbeit einsetzten. 1959 heiratete Paul Erika Christoffel aus Sulzbach. 1960 wurde der Sohn Klaus geboren, 1963 der Sohn Manfred. Die elterliche Landwirtschaft mit Schwerpunkt Braugerste übernahm Paul Heinz 1962. 1965 und 1970 wurde er bei der Prämierung der Braugerste Bundessieger. Das 1843 gebaute, elterliche Bauernhaus war in die Jahre gekommen und so wurde das Haus 1970 abgerissen und durch ein modernes Gebäude ersetzt. Die Landwirtschaft führte Paul Heinz noch bis 1991 weiter. Seit nunmehr 44 Jahren fertigt er auch die Ernteberichte für das Statistische Landesamt an.

 

Die zum Betrieb gehörige Brennerei war bereits 1949 als „Abfindungsbrennerei“ begründet worden und bildete für die Winterszeit eine sinnvolle Ergänzung, wenn die Feldarbeit weniger Einsatz erforderte. Pro Jahr konnte man 300 l Alkohol aus selbst erzeugten oder zugekauften Früchten destillieren. Noch bis 1999 konnten Obstbauern ihr Obst hier brennen lassen (sogenanntes Stoffbesitzerbrennen) war die kleine Brennerei in Betrieb, Aus gesundheitlichen Gründen brennt er seit dem nur noch sein eigenes Obst. Es bleibt zu wünschen, dass diese Brennerei als Kleinod landwirtschaftlicher Produktion dem Dorf erhalten bleibt, selbst wenn die produzierbare Menge bescheiden ist und wohl kaum eine wirtschaftliche Basis für ein Familieneinkommen bilden kann.

Ein interessantes Hobby und eine Bereicherung für das Dorf ist sie allemal. Wer noch eine Flasche des „Klaren“ aus der Heinzschen Brennerei besitzt, sollte sie sorgfältig aufbewahren. Sie gewinnt mit den Jahren sehr an Geschmack und wird mit Sicherheit einmal zu einer gesuchten Rarität werden.

 

Das Interview führte Wolfgang Werner.