An dieser Stelle berichten wir von Zeit zu Zeit über Menschen, die unserem kleinen Dorf sein unverwechselbares Profil geben.
Er ist ein echter Kappeler - Jahrgang 1928, geboren am 24. Dezember - und hat sich immer eine tiefe Zuneigung zu seinem Heimatdorf und den Jugendfreunden bewahrt. Der Vater Otto Grashof war hier Pfarrer.Karl Theodor besuchte zunächst die Kappeler Volksschule und von 1939 bis 1944 die Oberschule in Düren. Vom Sommer 1944 bis zum Herbst 1945 war er wieder in Kappeln, wurde mit seinem Schulkameraden Erhard Studt im Dezember 1944 gemustert und im März 1945 zum Volkssturm eingezogen, doch dies blieb Gott sei Dank eine glimpflich verlaufene Episode. |
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Karl Theodor im Kreise der Familie in der 3.Reihe 2. von links. |
Eine Erntesaison verbrachte er noch in Kappeln und arbeitete als „Kappeler Wiejemääschter“. „Als die Ernte eingebracht war“, erinnert sich Karl Theodor, „kam die Dreschmaschine ins Dorf und rückte von Haus zu Haus oder besser gesagt von Scheune zu Scheune, um das Getreide zu dreschen oder – biblisch gesprochen- die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Militärregierung wollte aber wissen, wie groß die Ernte war. So bat mich der Ortsvorsteher, ich möchte doch von Hof zu Hof beim Wiegen der vollen Getreidesäcke stets dabei sein, um die Mengen zu notieren und zusammen zu rechnen. Mein Lohn war Essen und Trinken. Nie in meinem Leben habe ich so gut gegessen und getrunken. Auch habe ich es nie so nötig gehabt. Es waren hungrige Zeiten nach Kriegsende und ich war, wie man in Kappeln sagt, ein ‚rauliches’ Kerlchen, zwar 16jährig, aber stark retardiert und wog nur 102 Pfund. Das Dreschen setzte im Oberdorf ein und endete nach sechs Wochen auf dem Frohneberg. In diesen sechs Wochen habe ich sechzehn Pfund zugenommen!“
Graue Haare, aber im Herzen jung geblieben |
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Nach dem Abitur in Simmern/Hunsrück 1948 studierte er Theologie und Philologie in Bonn, Marburg und Chicago. Nach den erfolgreich abgeschlossenen Examina folgten Berufstätigkeiten in Valencia/ Spanien und Aachen/ Deutschland. Karl Theodor hat viel von der Welt gesehen. Berufliche und nebenberufliche Tätigkeiten führten ihn nach England, Schottland, wiederholt nach Israel/Palästina, in die Niederlande, nach Spanien und in die USA. 1958 heiratete er seine Frau Gudrun; sie ist Germanistin und Anglistin. Seit mehr als 45 Jahren sind die beiden glücklich verheiratet, haben 5 Kinder und mittlerweile 12 Enkelkinder. Des Öfteren hat er den ganzen Clan zu einem Familientreffen in das Evangelische Bildungszentrum nach Kappeln eingeladen, welches sich heute im ehemaligen Pfarrhaus befindet, in dem er zur Welt kam und seine Kindheit verbrachte. Karl Theodor schreibt gern und viel. In Kappeln bekannt sind seine Werke „Aufgeschrieben – Uffgeschrebb“ und „Aus der Kirchengeschichte des Kirchenspiels Herren-Sulzbach“. Daneben verfasste er so manches Gedicht in Mundart, wie „Die Truggedäaf“ und „Lieweserklärung an die Kappeler Dorfmusik“. Viel gesungen und fast so etwas wie die Erkennungsmelodie des Kappeler Männergesangvereins ist die von Karl Theodor verfasste Hymne an seine Heimat „Kappeler Dorf, dir klingt mein Lied“. |
Das Interview führte Wolfgang Werner.
Nachtrag der Redaktion: Karl Theodor Grashof verstarb im Oktober 2009. Kappeln trauert um einen beliebten Freund und gebürtigen Kappeler.